Wir fahren nach Cavorgia

Frauchen hat schon wieder die Koffer gepackt und es ist auch für mich wieder eine Tasche dabei. Also fahren wir wohl wieder für einige Zeit weg. Von Herrchen habe ich gehört, es ginge wieder nach Cavorgia in der Schweiz. Ich weiß gar nicht mehr, wo das ist und wie es dort aussieht. Kenne ich mich etwa dort aus, oder ist es für mich dort was Neues?

Ziegen auf der Wiese in Cavorgia

Gleich gegenüber vom Ferienhaus
war die Ziegenweide.

Jedenfalls steigen wir zu dritt früh morgens ins Auto und Herrchen fährt los. Das Auto fährt bald wieder ziemlich schnell, also will Herrchen tatsächlich nicht hier in der Gegend bleiben. Wir fahren den ganzen Tag bis wir in einem Landgasthof ankommen. Hier war ich schon mal für eine Nacht. Diesmal haben wir aber ein anderes Zimmer bekommen und wir essen draußen zu Abend. Einfach toll, der Wirt hat mir einen riesigen Knochen zum Nagen gegeben. Der schmeckt vielleicht nach der langen Fahrt. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück gleich weiter, aber wohin nun? Wo sind wir eigentlich das letzte Mal gefahren, als wir hier übernachtet haben? Ich habe es total vergessen. Heute sind wir nur einen halben Tag gefahren und Frauchen meinte, dass wir am besten gleich ins Ferienhaus fahren sollten und unsere Koffer und Taschen dort absetzen sollten. Dann wollte sie nach Sedrun zurückfahren, dort essen und dann gleich einkaufen gehen. Ich sollte zu Hause bleiben. Etwa im fremden Haus, wo ich noch nicht war und mich gar nicht auskenne, oder??? Das gefiel mir gar nicht, aber was kann ich schon gegen Frauchens Vorstellung machen? Als Herrchen und Frauchen aus dem Auto stiegen und mich aus meiner Hütte ließen bemerkte ich: „Ach hier sind wir, ja hier kenne ich mich aus. Darf ich gleich drüben über die Wiese toben?” Nein, das war nicht vorgesehen, aber eine Pfütze durfte ich schon machen, bevor wir bei den Nachbarn klingelten, die uns den Schlüssel fürs Haus gaben. Toll, hier ist noch alles, wie wir es nach unserem letzten Urlaub verlassen haben. Es macht mir auch gar nichts aus, hier zu warten, bis Herrchen und Frauchen vom Essen und Einkaufen zurück sind. Hier kann ich mich ja gleich zu Hause fühlen und wir unternehmen bestimmt wieder viele tolle Sachen. Das erste tolle sind schon unsere tierischen Nachbarn, die wir jeden Tag aufs Neue begrüßen. Frauchen meint, es wären Ziegen, ich meine es sind komische große Hunde, die eine komische Sprache haben.

 

Xenia auf der Wiese

Das kitzelt in der Nase. Die Menschen
nennen es Wollgras.

Wie beim letzten Mal sind wir öfter zum Oberalppass zum Wandern gefahren. Einmal sogar mit der Eisenbahn und dann sind wir eine Bahnstation bergab gelaufen. Das war toll, denn ich konnte fast die ganze Tour ohne Leine gehen. Es gab dort keine Autos, nur wenig Menschen und nur eine einzige Kuhweide, dafür mehrere Wasserstellen für mich, einfach erste Klasse. An nassen Stellen gab es manchmal auch Wollgras, das ist festes Gras mit weißen wolligen Haaren, die wie ein weicher Schopf auf dem Gras wachsen. Das ist so interessant, daß wir es zu dritt immer wieder gerne untersuchen.

Manche Ausflüge unternahmen wir auch wieder, obwohl wir dort schon beim letzten Mal gelaufen sind. Aber es gibt halt auch Ziele, die immer wieder schön sind. Es muss ja nicht immer was Neues sein. Irgend etwas Neues sieht man ja doch immer wieder und wenn es andere Blumen sind, als letztes Mal geblüht haben.

 

Zwischen Cavorgia und Sedrun gibt es eine neue Straße, die wir immer mit dem Auto fahren und eine alte Straße, die man nur noch zu Fuß laufen kann. Sie ist stellenweise so verfallen, daß eine Autofahrt dort unmöglich ist, aber als Wanderweg ist sie noch ganz passabel. Auf diesem Weg muss man den Rhein überqueren. Schön ist die Aussicht dabei auf die alte und die viel höhere neue Rheinbrücke. Es ist einfach faszinierend, wie die Brückenbaukunst im Laufe der Zeit vorangeschritten ist.

 

Xenia und Frauchen in einer Eishöhle

So etwas habe ich noch nie gesehen.
Eine Höhle, und alle Wände waren aus Eis.

Einmal sind wir auch zur Eisgrotte des Rhonegletschers gefahren. Das war erst toll, obwohl ich dort an der Leine bleiben musste. Aber so etwas habe ich wirklich noch nicht zuvor gesehen. Zigmeterweit nur dickes Eis und das mitten im Hochsommer. Es war ganz glatt und hatte riesige Spalten. In die Spalte hätten wir alle 3 ohne Probleme gepasst, aber ich glaube, der Ausstieg wäre zu schwierig für uns. Zuerst gingen wir durch einen Andenkenladen. Naja, der gefiel keinem von uns dreien, aber danach kam das faszinierenste vom ganzen Urlaub. Meterdickes Eis, in das ein Gang auch noch mit Beleuchtung geschlagen war. Wir konnten über einen Holzsteg in den Gletscher gehen und uns das ganze von innen ansehen. Es waren sehr viele Besucher dort, die alle staunten. Draußen zwischen dem Andenkenladen und dem Gletscher war ein kleines Feld mit Eisbrocken. Ich stieg natürlich darauf und probierte auch mal, wie Gletschereis schmeckt. Ich kann euch sagen, es ist auch im Sommer ganz schön kalt an den Füßen, wenn man auf Gletschereis steht und es schmeckt mittelprächtig, also Leitungswasser ist geschmacklich nicht so gut, aber Quellwasser ist viel - viel besser. Wir blieben dort eine ganze Weile und Herrchen hat viele Bilder geknipst, denn es war einfach einmalig und schön. Unter dem Gletscher war ein See. Herrchen meinte, es sei ein Gletschersee – ich meine, es war einfach ein Teich mit großem Ablauf, den wiederum Herrchen Rhone nannte. Naja, Menschen haben halt manchmal andere Vorstellungen von der Welt als wir Hunde, obwohl wir sonst gut und gerne zusammenleben können.

 

 

Anschließend ist Herrchen mit uns zum Furkapass gefahren. Dort sind wir ein Stück unterhalb vom Muttgletscher gelaufen. Von diesem Gletscher haben wir allerdings gar nichts gesehen, aber vielleicht war er ja oberhalb des Flusses, an dem wir schließlich nicht weiterkamen. Frauchen lief nur bis zum Fluss mit, Herrchen und ich sind noch etwas bergauf gelaufen und versuchten über den Fluss zu kommen. Aber als der Hauptstrom kam und darüber nur ein wackliges Brett als Brücke gelegt war, kehrte auch Herrchen um. Alleine darf ich dann ja nicht weitergehen, also musste ich auch zurück, obwohl ich gerne über das Brett geturnt wäre. Solche Brücken sind schließlich immer die Schönsten. Herrchen fotografierte noch eine Menge seltsame Blumen und wir kamen auch bald wieder bei Frauchen an, machten Rast und gingen später zurück. Auch das war toll für mich, denn es ging dort alles ohne Leine und Frauchen hat die Leine nur spazierengetragen – einfach Klasse – so hätte ich es immer gerne, aber es geht leider nicht immer.

 

Xenia klettert über die Felsen

...und dann sind wir zwei über die
Felsen geklettert.

Ein paar Tage später sind wir am Lago di Lucendro gelaufen. Am Anfang des Weges waren noch viele Leute, aber je weiter wir vom Auto weg gelaufen sind, umso weniger Leute haben wir getroffen. Also war erst die Leine angesagt und später durfte ich ohne Leine laufen. Das gefällt mir ja immer, so ungestört im Gras schnüffeln, Steine untersuchen, mal rechts, mal links laufen, mal bummeln, mal rennen, ganz wie es gerade gefällt. Dort gab es auch Felsen mit Bergkristallen. Eigentlich ist deshalb ja auch Kristallsammeln verboten, aber an einem Fluss hat Frauchen doch ein paar kleine Bergkristallsplitter mitgenommen, die dort so einfach am Wegesrand lagen. Ich selbst war bei der Suche ja nicht dabei, denn ich bin mit Herrchen ein ganzes Stück weitergelaufen.

Überhaupt mache ich gerne bei solchen Gelegenheiten mit Herrchen Erkundungen. Frauchen geht nämlich nur die einfachen Wege, aber Herrchen klettert auch schon mal ein wenig und ich springe und krabble schließlich für mein Leben gerne. Diese Ausflüge sind ja ein toller Ersatz für die Agilitystunden, die ich durch den Urlaub in der Hundeschule versäume.

Aber auch dieser Urlaub geht zu Ende und ich freue mich schon auf die nächste Reise.

 

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